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Netzwerk4057: Beitrag Telebasel und ein Kommentar dazu


Datum
7. November 2014

Schlagwörter
Bildung   Kleinbasel   Nachhaltigkeit   netzwerk4057  

Gesamte Sendung auf telebasel.ch

Kommentar: Bildung kostet Geld

von Andreas Wyss

Pierre Felder (siehe oben ab 2:30 oder auf telebasel.ch ab Minute 11:05) sagt es klar und deutlich: die Einstellung der Finanzierung des Netzwerk4057 hat finanzpolitische Gründe. In seiner Aussage schwang die Anerkennung des Angebots mit und so scheint es, als würden wir auf die letzten Tage des Netzwerk4057 über das wesentliche sprechen: Es fehlt Geld um solche Angebote langfristig zu finanzieren.

Zum Glück gibt es die durchaus berechtigte Diskussion welcher Form von Bildungslandschaft den Vorzug zu geben ist. Zusammen mit der Jacobsfoundation stärkt der Kanton an einigen Schulen die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen, den Freizeitangeboten und weiteren Dienstleistungen für Kinder und Familien. Im Kern geht es um die Vernetzung aller für das Aufwachsen von Kindern bedeutenden Angeboten, so dass daraus ein Mehrwert entsteht, der den Schülerinnen und Schülern zugute kommt. Die Schule soll sich nicht länger als eine Insel verstehen sondern das Umfeld wahrnehmen, dieses nutzen und wo nötig auch Veränderungen zum Wohle der Kinder anstreben.

In der Idee des Erziehungsdepartements ist dies mit den bestehenden Ressourcen der Schulen auch langfristig möglich und so bedarf es eine einmalige Projektphase von vier Jahren und danach ist die Schule nachhaltig mit dem Quartier vernetzt. Sicher bewirkt eine solche Pilotphase ein Umdenken und einzelne Aspekte könnten über längere Dauer an der Schule etabliert bleiben. Viele Kontakte werden jedoch einschlafen und schon beim ersten Wechsel in einem Vereinsvorstand, in der Leitung oder bei einem wichtigen Akteure geht dieses Wissen verloren oder verliert an Bedeutung. Der einzige Effekt der über längere Zeit wirken könnte, ist ein Kulturwandel an der Schule und bei den Lehrpersonen.

Ich bezweifle jedoch stark, dass im Zuge der umfassenden Reformen wie sie die Schulen in Basel zur Zeit erleben, ein solcher Kulturwandel nachhaltig etablieren lässt. Viele andere Einflussfaktoren werden diesen übertönen und so bleibt diese Wirkung ein leiser Wunsch aller Beteiligten. Das grosse Engagement unzähliger Freiwilligen beim Aufbau einer Bildungslandschaft wird jedoch nicht die gewünschte Nachhaltigkeit in ihren eigenen Organisationen haben und damit wird die eingesetzte Zeit einzig einem vagen Ziel eines «Kulturwandels» an der Schule zur Verfügung gestellt.

Das Konzept des Netzwerk4057 ist von seiner Zielsetzung gleich ausgerichtet wie auch die neuen Bildungslandschaften. Es ist anders organisiert und versucht die Vernetzung mit den Akteuren zentraler zu gestalten, was gerade den unzähligen Ehrenamtlichen entgegenkommt. Sie haben die Möglichkeit mit nur einer Stelle zu kommunizieren und doch jedes Schulhaus zu erreichen. In den neuen Bildungslandschaften haben sie in jeder Schule eine andere Ansprechperson – was im Tätigkeitsgebiet des Netzwerk4057 vier Zuständige bedeuten würde. Die Angliederung an das Stadtteilsekretariat bietet zudem die Möglichkeit, dass Synergieeffekte in der Quartiervernetzung genutzt werden können und diese von den Schulen nicht extra aufgebaut werden müssen.

Sowohl für das Netzwerk4057 wie auch für die neuen Bildungslandschaften gilt, dass die Aufrechterhaltung von Netzwerken den Einsatz von Ressourcen aller Beteiligten bedingt. Diese Ressourcen stehen im Netzwerk4057 ebenso wie in den Bildungslandschaften zur Verfügung und werden mit dem Auslaufen der Programme verschwinden. Die Nachhaltigkeit von Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten, die im Rahmen dieser Projekte aufgebaut wurden, ist damit nicht gewährleistet.

Das wirkliche Problem ist somit nicht, dass die Finanzierung des Netzwerk4057 eingestellt wird, sondern dass Strukturen geschaffen werden, die eigentlich eine nachhaltige Finanzierung benötigen, die nicht vorgesehen ist. Die Überführung eines Netzwerk4057 in die schulzentrierten Strukturen ist ebenso denkbar wie umgekehrt die Weiterführung und nachhaltige Absicherung der Bildungslandschaften mit einem Modell des Netzwerk4057.  Damit sind wir jedoch wieder bei den Aussagen von Pierre Felder, dass die Schulen für solche Angebote kein Geld haben.

Das Netzwerk4057 sorgt sich um das Aufwachsen von Kindern die in Quartieren leben, die sich stark verändern und in welchen ein grösserer Bevölkerungsanteil als benachteiligt gilt. Die Kosten sind im Verhältnis zu den Gesamtkosten der Bildung derart gering, dass sich die Einstellung des Angebots finanzpolitisch kaum rechtfertigen lässt. Wenn sich in einigen Jahren wiedererwarten doch herausstellen sollte, dass Bildungslandschaften auch ohne zusätzliche Finanzierung funktionieren, dann kann das System noch immer umgestellt werden. Bis zu diesem Punkt profitieren die Kinder jedoch weiterhin und es ist sicher gerechtfertigt, dass im Rahmen einer solch experimentellen Ausgangslage die Kosten in Kauf genommen werden können. Bildung und die Weiterentwicklung von Bildung kosten nun mal Geld.